Erinnern Sie sich noch an die Jahreslosung von 2011? Keine Sorge, ich werde Sie jetzt nicht abfragen. Damals lautete die Losung: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Drei Jahre ist das jetzt her. Und heute begegnet uns dieses Wort wieder im Predigttext für den heutigen Sonntag, aus dem Römerbrief des Paulus.
Wenn ich den Vers heute wieder höre, verspüre ich eine gewisse Wehmut, und vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich: Klingen diese Worte nicht immer wieder völlig utopisch, wirklichkeitsfern? Haben wir in der zurückliegenden Zeit – vom arabischen Frühling bis hin zur Ukraine-Krise und den ganz aktuellen Raketenangriffen hin und her zwischen Israel und Palästina – nicht schon wieder reichlich Anschauungsmaterial dafür bekommen, dass das Böse tatsächlich eine gewaltige Macht ist, die nichts unversucht lässt, um das Gute zu überwinden?
Zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschung höre ich die Worte und frage, was ich denn heute mit ihnen anfange, hier in Wermelskirchen, an diesem beschaulichen, sommerlichen Morgen, wo ich mir manchmal vorkomme wie in einer kleinen, bedrohten Seifenblase in einer immer aggressiveren Welt. Vielleicht muss man allen Mut zusammennehmen, um sich diesem Wort noch einmal auszusetzen. Vielleicht muss man auch einfach gegenanglauben und gegenansingen gegen eine Welt, die oft so düster scheint…