Bericht über den Besuch der ungarischen Delegation (1.-7. 9. 2014)

Hier auch als pdf-Download mit Bildern verfügbar: Bericht Ungarnbesuch 2014

Teilnehmer: Kristóf Boza (Pfarrer, 30 J.), Ágnes Baki (15), Szabina Baki (23), Anna Gyarmati (15), Veronika Gyarmati (17), István Kótai (33), Peter Albert (29)

Nach unserer ersten gegenseitigen Kontaktaufnahme im Jahr 2012 (spontaner Besuch einer Gruppe aus Sáregres zur Einführung von Pfr. Lubinetzki im September; Gegenbesuch im November zur Einführung von Pfr. Boza) war in diesem Jahr ein turnusmäßiger Besuch der Partner aus Ungarn in Wermelskirchen an der Reihe. Nach weitgehend unkomplizierter Absprache per Mail und facebook kristallisierte sich als Termin die Woche vom 1. bis zum 7. September 2014 heraus und von ungarischer Seite eine Gruppe von 7 Personen, bei der erfreulicherweise auch vier Mädchen / junge Frauen dabei sein konnten. Untergebracht wurde die Gruppe in den Häusern B. und C. Fischer, S. Kleinöder und Lubinetzki/Raschkowski. Da für die Fahrt auch diesmal wieder ein Kleinbus seitens der Bürgermeisterin von Sáregres zur Verfügung gestellt worden war, war der Transport während der Besuchswoche unkompliziert und einfach zu regeln; kleinere Transporte wurden von den beteiligten Familien übernommen.
Während der Woche haben wir einerseits versucht, unseren Gästen möglichst viele und prägnante Eindrücke von Gemeinde, Stadt und Umgebung zu vermitteln, andererseits aber auch genügend Zeit für Gespräche und Austausch einzuräumen, um die bestehenden Kontakte zu vertiefen und neue zu knüpfen, vor allem auch mit jüngeren Leuten von beiden Seiten, in der Hoffnung, dass sich daraus bleibende Freundschaften und evtl. spätere Kontakte und Besuche ergeben würden – vielleicht sogar eine größere Begegnungsreise in nicht allzu ferner Zeit. Auch zwei Presstermine konnten eingerichtet werden, um die größere Öffentlichkeit zu informieren.
Alles in allem lief die Besuchswoche sehr unkompliziert und reibungslos, es hat viel Spaß gemacht, mit den Freunden zusammenzusein und sich auszutauschen; sie waren hochinteressiert und aufgeschlossen. Sprachlich war es (vor allem mit den jungen Frauen) mitunter etwas schwierig, aber irgendwie fand sich dann doch immer ein Weg der Verständigung. Wie schon anlässlich des Besuchs vor zwei Jahren wurde uns wieder deutlich, dass es auf innereuropäischer Ebene offenbar einfacher ist, sich in die Situation der Partner hineinzuversetzen und im Großen und Ganzen zu verstehen, was die Freunde beschäftigt, was ihren (Gemeinde-)Alltag prägt und wie das Leben in Stadt, Land und Kirche der Partnergemeinde praktisch aussieht.

Zur Gemeinde Sáregres:
Im Vergleich zu unserem letzten Besuch 2012 hat sich in dem kleinen ungarischen Dörfchen nicht viel verändert. Die Zahl der (offiziell angemeldeten, d.h. in der Regel zahlenden) Gemeindeglieder beträgt knapp 280, von denen ca. 170 in Sáregres selber leben. Gottesdienst in Sáregres finden jeden Sonntag statt; ein weiterer Predigtposten etwas außerhalb in Pusztaegres wird zweimal im Monat ebenfalls von Pfr. Boza versorgt. An regelmäßigen Veranstaltungen zählte Pfr. Boza auf: Den Konfirmandenunterricht mit etwa 3 bis 5 Konfirmanden pro Jahr (in der Regel nicht wöchentlich, sondern an mehreren Wochenenden gebündelt), jeweils wöchentlich eine Bibelgruppe und eine Jugendgruppe, die von der Frau des Pfarrers geleitet wird (sie ist ebenfalls Theologin, aber momentan in Elternzeit). Ein Chor ist geplant, findet aber bisher noch nicht regelmäßig statt. An Kasualien fallen pro Jahr etwa 6-8 Beerdigungen, 4-5 Taufen und bisweilen
eine Hochzeit an. Sämtliche Büro und Verwaltungsarbeit liegt beim Pfarrer, der der einzige Hauptamtliche in der Gemeinde ist, allerdings unterstützt von vielen eifrigen Ehrenamtlichen, die unter anderem in den letzten Jahren eine Renovierung der Kirche und des Gemeindehauses in Angriff genommen haben. Das Presbyterium besteht aus 10 Mitgliedern plus Pastor, die letzte Wahl fand 2011 statt.
Finanziell ist die Gemeinde fast vollständig darauf angewiesen, dass die Mitglieder ihren Beitrag zahlen; einige Steuererleichterungen kann die Gemeinde in Anspruch nehmen, und das Verhältnis zur bürgerlichen Gemeinde scheint gut zu sein (siehe Reisebus). Das größte Problem für einen wünschenswerten Gemeindeaufbau besteht darin, dass die jungen Leute mit dem Eintritt in die weiterführende Schule Sáregres verlassen müssen, um eine Schule in einer der größeren Städte zu besuchen – häufig in einem Internat, so dass unter der Woche faktisch keine Jugendarbeit möglich ist. Und wer einmal aus S. fortgezogen ist, kommt in aller Regel auch nicht wieder dauerhaft zurück, da Arbeitsplätze kaum vorhanden sind. Dieses Problem betrifft im übrigen auch die Pfarrfamilien spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn ihre Kinder eine weiterführende Schule brauchen, so dass die letzten Jahre in der Gemeinde auch in dieser Hinsicht von relativ hoher Fluktuation geprägt waren.

Was gab es in der Besuchswoche zu sehen und zu tun? Hier eine kleine Zusammenfassung:
Montag, 1. September:
Ankunft der Gäste gegen 19.00 Uhr nach etwa 14-stündiger Fahrt. Gemeinsames Abendessen bei Fischers, danach – der verständlichen Müdigkeit geschuldet – recht bald Aufteilung auf die Familien, wo der Rest des Abends mit dem Überreichen, Auspacken und gebührendem Bewundern der zahlreichen Geschenke verbracht wurde.

Dienstag, 2. September:
Stadtrundgang mit Besteigung des Kirchturms der Stadtkirche (je nach persönlicher Standfestigkeit auf verschiedene Ebenen). Ein kurzer Ausflug nach Schloss Burg mit Seilbahnfahrt und Bestaunen des pittoresken Gesamtensembles. Gemeinsames Mittagessen im GH Heisterbusch. Nachmittags teilte sich die Gruppe auf und nahm am Konfirmandenunterricht teil: Die 3 Herren in der Stadt, die 4 Damen in Tente. Dort ergaben sich bereits erste Kontakte unter den jüngeren Leuten, die in Laufe der Woche weiter vertieft wurden. Den Abend verbrachten wir zunächst in den Gastfamilien, um uns dann zum Feuerwerk auf der Kirmes wieder zu treffen.

Mittwoch, 3. September:
Ein Rundgang durch unsere drei Kindergärten, jeweils kompetent vor Ort geführt und mit teilweise spontanem Musikprogramm. Ein Pressetermin zwischendurch, dann gemeinsames Mittagessen in Tente. Nachmittags stand eine
zünftige Wanderung von Maria in der Aue zum Altenberger Dom auf dem Programm (unter der Leitung von C. Fischer), wobei der Eindruck nicht ganz zu vermeiden war, dass das stramme Wandern den Gästen eine eher ungewohnte Freizeitbeschäftigung schien. Abends fand im Heisterbusch ein Begegnungsabend mit Grillen statt (bei dem nochmals die Presse anwesend war). Leider nur etwa acht Interessierte aus der Gemeinde kamen dazu, unter anderem
Ansgar Seng, der aus seiner Zeit in Budapest der Gemeinde Sáregres ebenfalls verbunden war. Trotzdem ein gemütlicher Abend mit vielen Gesprächen.

Donnerstag, 4. September:
Tagesausflug nach Köln mit B. Fischer mit den üblichen Sehenswürdigkeiten und Gelegenheit zum Einkauf. Rückkehr am späten Nachmittag; gleich anschließend ging es weiter nach Tente, wo zusammen mit dem dortigen Jugendkreis (TenTeens) gekocht, gegessen und noch lange geplaudert und gespielt wurde (vor allem der Kicker stieß auf große Begeisterung: Idee für ein Gastgeschenk beim nächsten Gegenbesuch?).

Freitag, 5. September:
Der Vormittag war zur eigenen Verfügung der Gäste gedacht, aber da der Einkaufsbedarf offenbar schon am Vortag abgedeckt worden war, wurde es eher ein gemütliches langes Frühstück. Gegen 11.00 Uhr Aufbruch nach Wuppertal, wo wir die Kirchliche Hochschule, die Hardtanlagen und natürlich die Schwebebahn besichtigten und ausgiebig zur allgemeinen Begeisterung nutzten. Das schöne Wetter, das uns die ganze Woche erhalten blieb, war an diesem Tag besonders prächtig, so dass sich auch noch ein üppiges Eis einbauen ließ. Abends gemeinsamer Besuch des GoEx in Tente mit Beteiligung der Gäste im Rahmen der Fürbitten. Anschließend gemütliches Beisammenbleiben mit Knabbereien und in Sichtweite der Kicker (s.o.).

Samstag, 6. September:
An diesem Tag stand ein Konfirmandenausflug zur NS-Gedenkstätte Vogelsang in der Eifel auf dem Programm; aus praktischen Gründen (und weil es ja nun auch nicht ganz uninteressant ist) nahm die Besuchsgruppe daran teil, was sich wiederum höchst unkompliziert darstellte. Übersetzt wurde, wenn erforderlich, nebenher. Außerdem konnten wir auf der Fahrt in Ruhe den gemeinsamen Gottesdienst planen. Rückkehr gegen 16.00 Uhr. In Tente erwartete uns dann eine reichliche Bergische Kaffeetafel, und der Abend wurde dann noch teils in Tente, teils in den Gastfamilien verbracht, wo auch letzte Absprachen getroffen, Adressen ausgetauscht und Amüsantes miteinander geteilt wurde. Aufgrund der bevorstehenden langen Rückfahrt und des Gottesdienstes wurde der Abend allerdings nicht ganz so ausgelassen wie der letzte Abend in Ungarn vor zwei Jahren, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Sonntag, 7. September:
Gemeinsamer Gottesdienst in der Stadtkirche, bei dem Pfr. Boza die Predigt zu 1. Kor 3, 9-15 auf Deutsch hielt (vorher ein bisschen überarbeitet, aber gut verständlich und ansprechend – übrigens auch auf ekwk.de erhältlich!). Die gemeinsame Feier des Abendmahls war in gewisser Weise der geistliche Höhepunkt der Begegnung, machte sie uns doch noch einmal deutlich, auf welcher Grundlage und in welchem Geist wir uns begegnen und einander verbunden sind.
Nach zahlreichem Händeschütteln und Verabschiedungen machte sich die Gruppe gegen 12.30 Uhr wieder auf den Weg, um sich dann spät abends wohlbehalten per SMS aus Sáregres wieder zu melden.
Wir sind in jeder Hinsicht dankbar für die Woche, von der unkomplizierten Organisation über die vielen guten Gespräche bis hin zu dem bleibenden Eindruck, dass hier tatsächlich zwei Glieder des Leibes Christi ihre Gemeinschaft erfahren und vertieft haben und bleibend bereichert wurden. Lediglich das geringe Interesse am Begegnungsabend war etwas enttäuschend, aber bei den zahlreichen Aktivitäten in unserer Gemeinde vielleicht auch nicht verwunderlich. Der nächste Gegenbesuch ist für 2016 geplant; hoffen wir, dass Pfr. Boza der Gemeinde noch lange erhalten bleibt und dass die Freundschaft weiterhin lebendig bleibt, was in Zeiten von facebook usw. ja glücklicherweise erheblich leichter geworden ist.

Beatrix und Christoph Fischer / Volker Lubinetzki