Rückblick auf 16 Jahre KirchenKino

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Mit „Kindertransport“ fing alles an

Back to the Fatherland“ heißt der letzte Film, der in der Reihe „KirchenKino im Film-Eck“ am 23. Januar 2019 lief. Junge Israelis wollen wieder in Österreich und Deutschland leben, im Land der Täter, die ihre Großeltern auf dem Gewissen haben. Eine erstaunliche Entwicklung, eine erstaunliche Dokumentation, die wir zum Holocaust-Gedenktag (27. Januar) gezeigt haben.

Mit „Back to the Fatherland“ kommt KirchenKino an seinen Anfang zurück: Am 5. Februar 2003 begannen wir mit „Kindertransport – In eine fremde Welt“. Der Film dokumentiert die groß angelegte Rettungsaktion, mit der 10.000 jüdische Kinder aus Nazi-Deutschland nach England in Sicherheit gebracht wurden. Und nun kommen junge Israelis „zurück“ und wollen im Land der Täter wohnen ….

Höhepunkt beim Start von KirchenKino war die Anwesenheit von Herrn Hellfried Heilbut aus Bergisch Gladbach, der als 12Jähriger beim Kindertransport nach England dabei war und aus seinem Leben berichten konnte. Auf Einladung von Cornelia Seng war er auch im Religionsunterricht des Gymnasiums dabei und ermöglichte so einen völlig neuen Zugang, im Unterricht über den Holocaust zu sprechen. Sondervorführungen des Films für die Schulen ergänzten den Start von KirchenKino.

Thomas Wintgen schrieb damals im Generalanzeiger: „So mucksmäuschenstill, können sich Christel und Klaus Schiffler erinnern, war es noch nie im Kino, wenn Jugendliche da waren.“

Von Anfang an war KirchenKino eine glückliche und erfrischende Zusammenarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde mit den Eheleuten Schiffler, die das Film-Eck seit Jahrzehnten betreiben. In der ersten Pressemitteilung hieß es: „Unter dem Titel KirchenKino sollen Filme gezeigt werden, die vernachlässigte Themen aufgreifen und die zur Auseinandersetzung über gesellschaftliche und Glaubensfragen anregen. Nach dem Film wird jeweils zur Diskussion eingeladen, wozu sich das Film-Eck mit seiner kommunikativen Einrichtung besonders eignet.“ Nicht immer kam es zu Diskussionen im größeren Kreis, weil doch viele Kinobesucher schweigend in großer Betroffenheit den Saal verließen.

Insgesamt haben wir in 16 Jahren KirchenKino 112 Filme gezeigt. Nahezu alle Filme wurden von uns zuvor gesichtet und auf ihre Eignung für KirchenKino bewertet. Uns ging es darum, Filme zu finden, die das Gespräch im Kontext von Evangelium und Ethik anregen und voranbringen.

Dabei gab es höchst unterschiedliche Produktionen zu sehen. Viele erinnern sich an „Bonhoeffer – Die letzte Stufe“. Oder an „Last Orders“, die humorvolle Auseinandersetzung mit Tod und Bestattung. Oder „Luther – Er veränderte die Welt für immer“. Oder „Wie im Himmel – Ein bewegendes Fest der Musik und des Lebens“. Oder „Die große Stille – Erst in der Stille beginnt man zu hören“. Oder „Die Herbstzeitlosen – Mit Dessous gegen das dörfliche Idyll“. Oder „Pilgern auf Französisch“ zum Jakobsweg. Oder „Schande – Ein beklemmender Blick nach Südafrika“. Oder „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt“. Oder „Rabbi Wolf – Ein Gentleman vor dem Herrn“.

Besondere Höhepunkte waren die Filme, zu denen wir Gäste im Kino dabei hatten. Zum Beispiel Herrn Mitat Özdemir aus Köln bei dem Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“. Oder Herrn Volker Hufschmidt bei „Sieben Brüder“. Oder Herrn Dietrich Schubert, den Einsiedler aus der Sahara, bei „Allein die Wüste“.

In jedem Jahr seines Bestehens hat KirchenKino einen Film zum Holocaust- Gedenktag im Januar gezeigt. Und jedes Jahr groß war das Erstaunen, dass es immer wieder neue Zugänge zu dieser Thematik gegeben hat: 17 verschiedene Filme wie zum Beispiel „Rosenstraße“, „Stolperstein“, „Der letzte Zug“, „Der neunte Tag“, „Der Stellvertreter“. Und natürlich „Kindertransport“ und „Back to the Fatherland“.

Schön war auch das Interesse anderer Gruppen, mit denen wir gelegentlich kooperierten bei Filmauswahl, Moderation und Abendgestaltung. Herzlich danken wir dem Hospizverein, dem Weltladen, der Erziehungsberatungsstelle, der Kindernothilfe und „Willkommen in Wermelskirchen“.

KirchenKino hat uns viel Freude bereitet, auch wenn die termingerechte Auswahl der Filme oft etwas anstrengend war. Doch die persönliche Auseinandersetzung mit der Fülle der Themen hat uns sehr bereichert und zu manchen begleitenden Veranstaltungen wie zum Beispiel mit den Jesiden angeregt. Nun beenden wir dieses Projekt, nicht alles muss immer weiter gehen. Und vielleicht entsteht ja doch irgendwann wieder eine neue Initiative für ein Programmkino in Wermelskirchen.

Den Eheleuten Schiffler sei ganz herzlich Dank gesagt für die immer zuverlässige, entgegenkommende und kompetente Zusammenarbeit! Und allen Freunden des KirchenKinos danken wir für das jahrelange Interesse und Dabeisein.

Cornelia und Ulrich Seng